Tipps – Mathew’s Ovation Tuning

Ein Sportkollege fragte mich: „Wenn ich einen Mathews bei dir kaufe, ist der dann genauso eingestellt  wie deiner??“
Die Antwort: „Klar doch bekommst du den Bogen, wie ich ihn schieße!“

Bei der DM FITA DBSV Altersklasse 2006 wurde ich Deutsch Meister mit neuem Rekord. Danach fragte mich eine Scheibenkollege, ob er meinen Bogen kaufen könnte. Schon nach zwei Wochen hat mich der Gute angerufen und sagte, er habe noch nie so einen gut eingestellten Bogen gehabt. Sein Ergebnis hätte auf der Großen FITA sich fast um 50 Ringe gesteigert.

Immer wieder lese ich die Berichte in Fachzeitschriften über Wartung, Einstellung und Bogentuning. Leider habe ich noch in keinem Bericht eine deutliche Aussage und Anleitung hierzu gefunden. Meist wird sehr viel geschrieben und alles nur angeschnitten, aber keine Lösung geboten. Ich möchte euch hier erklären, was zu tun ist.

Was brauche ich an Werkzeug?

• Bogenpresse (eine transportable wie die von BOWMASTER reicht aus)
• Checker
• Nockpunktzange
• Zugwaage
• Maßstab
• Wickelgarn

Nun geht’s los:

  1. Nachdem ich den Mathews Ovation aus seinem Karton genommen habe, überprüfe ich zuerst alle Schrauben, Sehne, Kabel. Ich messe sein Zuggewicht und wir werden feststellen, dass es bei ca. 62 lbs. liegt. Danach messe ich die Achslänge (Mitte zu Mitte), sie misst ca. 101 cm.
  2. Ich drehe die Wurfarmschrauben oben und unten ca. 4 Umdrehungen auf. Dann entspanne ich den Bogen mit der Bogenpresse. Dabei bitte beachten, dass das mitgelieferte Leder in die Wurfarmgabel eingelegt ist und keine Beschädigung verursacht wird.
  3. Anschließend nehme ich die Sehne am Cam ab und drehe sie ca. 10 – 12 Mal auf. Das gleiche mache ich mit dem Kabel.
  4. Nun tausche ich am Kabelabweiser (Rollerguard) die Position von Sehne und Kabel, so dass das Kabel außen liegt. Oben am Yoke hänge ich die rechte Seite aus und drehe sie ca. 5-mal ein. Die Sehne und das Kabel hänge ich wieder ein und löse die Presse.
  5. Danach lege ich oben am Rad (Idler Wheel) einen Pfeilschaft an. Der Pfeil zeigt mir die Parallelität von Rad zu Sehne. Sollte er zu weit nach links zeigen drehe ich oben am Yoke das Kabel auf der Seite des Rollerguard ein. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis Sehne und angelegter Pfeil eine Flucht ergeben.
  6. Danach überprüfe ich den Stand des Cam’s unten. Die Gewichtsscheibe sollte deckungsgleich mit dem Arm des Stringsupressors sein.
    Ein anderer Prüfpunkt ist die Öse an der die Sehne eingehängt wird. Dieser Punkt ist meist einem „S“ gekennzeichnet. Er sollte ca. 1/4 vom Wurfarm verdeckt sein. Ist dem nicht so, drehe ich das Kabel noch 1 bis 3 Umdrehungen ein.
  7. Nun messe ich die Achslänge. Sie sollte jetzt bei ca. 1018 mm bis 1020 mm  sein. Die Wurfarmschrauben werden nun ganz eingedreht und ich mache mir zur späteren Kontrolle je einen Strich in gleiche Richtung auf den Schrauben. Die Zugkraft des Bogens sollte jetzt bei ca. 58 lbs sein. Danach drehe ich oben und unten meine Wurfarmschrauben auf, um mein gewünschtes Wurfgewicht zu erreichen. Bei mir sind es ca. 1 1/2 Umdrehung bis ich mein Zuggewicht von 56 lbs. erreicht habe.
  8. Jetzt benötige ich ein ca. 1,5 m langes Stück Wickelgarn und versehe eine Seite mit einer Schlaufe. Diese wird oben am Cable Thimble an der Achse eingehängt. Das Wickelgarn wird jetzt so gespannt, dass es mittig am unteren Achsbolzen anliegt. So können wir unseren Tiller auf jeder Seite von Wickelgarn bis Wurfarm messen. Sollte er nicht gleich sein, drehe ich oben oder unten die Wurfarmschrauben auf bzw. zu, bis der Tiller gleich ist. Dann überprüfe ich nochmals das Zuggewicht. Abschließend markiere ich die Wurfarmschrauben mit einem Lackstift.
  9. Im Anschluss entferne ich die Mittenwicklung, da diese meist viel zu dick gewickelt ist. Am unteren Ende finden wir das Wickelende und ich brauche nur den verschweißten Punkt abtrennen, um die Wicklung zu entfernen. Ich wickle die neue von oben nach untern mit einem 0.18 Dynema Garn, z.B. 3D oder #62 0.18 Braided Garn, ca. 14 – 15 cm lang, zu mir drehend. Das Ende wird mit 15 oder 20 Umdrehungen gegen gewickelt. Dabei verwende ich einen Beiter Wickler, weil ich mit ihm am besten eine stramme und saubere Wicklung erreiche.
    Danach setzte ich den Nockpunkt  8 mm über der unteren Kante des Buttonloches an. Die Kanten des Nockpunktes werden abgeschmirgelt und oberhalb des Nockpunktes bringe ich mit etwas Zwirn ein kleine Wicklung an, die mit etwas Sekundenkleber gesichert wird. Die zusätzliche Wicklung verhindert ein Verrutschen des Nockpunktes, bzw. falls ein D-Loop angebracht wird, drückt dieses nicht auf den Nockpunkt und bietet uns einen zusätzlichen Abstand. Bei Anbringung eines D-Loops sollte das gleiche am unteren Nockpunkt gemacht werden.
    Wer es ganz profimäßig machen will, nimmt einen Streifen Tonpapier, ca. 3 mm breit und klebt ihn mit Sekundenkleber an die Sehne. Danach kurz warten und das Tonpapier weiter mit Sekundenkleber bestreichen und zu einem Nockpunkt wickeln. Viele unserer Kaderschützen schießen einen solch gewickelten Nockpunkt. Der Vorteil: er hält fest, kann nicht rutschen und macht den Bogen nicht unnötig langsamer.
  10. Zum Einsetzen des Peep spanne ich den Bogen mit der Presse soweit, dass ich die Stränge an der Sehne teilen kann. Hier empfehle ich, das Peep zwischen die unterschiedlich farbigen Stränge der Zebrasehne zu setzen. Sollte sich das Peep nach dem Einwickeln nicht ausrichten, drehe ich am Cam die Sehne 1 Umdrehung zu oder auf. Auf keinen Fall die Stränge am Peep umlegen.
  11. Jetzt wird die Pfeilauflage montiert. Dabei achte ich darauf, dass der Auflagefinger oder das Plättchen ca. 25 – 30 Grad Schräge hat. Die Härte wird so eingestellt, dass eine Nockpunkthöhe, je nach Pfeildicke von 6 – 9 mm entsteht. Die genaue Nockpunkthöhe stelle ich später beim Schießen mit dem Rohschaft ein.
    Den „Center“ stelle ich auf NULL. Das ist mit einem Centersteller möglich, oder ich lege einen Pfeil auf, nehme einen zweiten Schaft und lege diesen über dem Bogenfenster parallel an. So kann ich über den Schaft auf den Pfeil schauen und sehen, ob die Centerstellung stimmt.
    Ich messe nach dem Einschießen mit einem Maßstab, oder besser einer Schieblehre, von Schaft bis Bogenfenster und notiere mir das Maß. Leider kann ich hier kein Maß nennen, da dieses aufgrund von Bau und Frästoleranzen nicht an allen Modellen oder gar gleichen Bögen übereinstimmt. Meist liegt es zwischen 18 – 20 mm! Den genauen Centerschuss bestimme ich später beim Einschießen auf verschiedenen Entfernungen.
  12. Jetzt befestige ich das Visier am Bogen. Die Länge des Auslegers schiebe ich so weit vor oder zurück, dass ich den besten Scharfkontrast von Scope zur Scheibe erreiche. Danach richte ich die Achse zur Höhenverstellung aus. Hierzu genügt es, den Bogen an einen Türrahmen zu lehnen. Danach stelle ich meine dritte Achse ins Lot und richte die Wasserwaage aus. Nun nocke ich einen Pfeil ein und messe vom Pfeil zur Mitte des Visierpin’s ca. 10 – 11 cm und stelle mein Visier auf diese Höhe. So erreiche ich eine Einstellung für die 20 – 30 m Distanz. Nun werden alle Maße notiert. Somit sind spätere Änderungen noch nachvollziehbar.
  13. Jetzt geht es zur Schießlinie. Zuerst eine Nahentfernung 20 – 30 m. Ich schieße den Rohschaft zusammen mit 2 befiederten Pfeilen. Die Pfeile sollten im Spine zum Bogen passen. Bei unpassenden Pfeilen wird uns das Feintuning am Bogen nichts bringen. Der Rohschaft sollte zusammen mit den Befiederten, hinten etwas höher in der Scheibe stecken. Falls dem nicht so ist, stelle ich die Pfeilauflage in der Höhe ein. Danach gehe ich auf die 30 m Distanz, schieße mehrere Pfeile, und stelle mein Visier in Höhe und Seite. Dann geht es auf die 50 oder 70 m Linie. Dort schieße ich eine Gruppe, wobei ich mir merke, welchen Pfeil ich vielleicht nicht sauber geschossen habe, um diesen nicht zu werten. Sollte meine Gruppe jetzt zuweit rechts der Mitte liegen, korrigiere ich meine Auflage nach links und wiederhole das Schießen auf 30 und 70 m von vorne. Falls noch nötig, korrigiere ich mein Peep noch etwas nach oben oder unten, bis es optimal passt und schieße meine Entfernungen ein.
  14. Ein kleines Schmankerl gibt es noch, das viele meiner Kunden am Mathews mögen: Eine feste und harte Wand. Dazu entferne ich den Anschlagbolzen am Cam und tausche ihn mit einem Gewindebolzen ca. 5 mm Dicke. Diesen überziehe ich mit einem Stück Gummi (Peepschlauch) und schraube ihn in das Gewindeloch bei 65 % let off. Durch den verringerten Durchmesser habe ich meine 80 % let off fast wieder erreicht, und der Stopp ist härter geworden.
    Hierbei stellte ich zusätzlich fest, dass die einseitige Belastung des Wurfarmes verringert wird, was schonender für den Wurfarm ist und nebenbei die Pfeilgruppierung verbessert.

Der Mathews Ovation lässt sich bekanntermaßen in der Auszugslänge nur äußerst begrenzt einstellen, es ist also darauf zu achten, dass die Länge bereits beim Kauf passt. Messt eure Länge von Sehne bis Griff im ausgezogenen Zustand. Leider sehe ich viel zu viele Schützen an der Schießlinie, deren Bogen zu kurz ist, aber dafür ist jede Menge unnötiges Zubehör angeschraubt.
Seht euch doch einfach mal die Bilder der Profis an, noch einen Stabi dran und gut! Keiner von denen schnitzt an seinem Griff oder ändert Sehnen und Kabellängen oder andere grundlegende Dinge.

 

Ich hoffe Euch geholfen zu haben und wünsche viel Spaß.

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